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Hier eine Zusammenfassung
Die Zielgruppe der KPS sind Schüler:innen mit guter Begabung bis zum Niveau der Hochbegabung, die während ihrer Bildungslaufbahn in Risiken geraten (sind). Es geht in dieser Schule also grundsätzlich um Unterricht und pädagogisches Handeln im gymnasialen Umfeld, beides ausgerichtet auf besondere Bedürfnisse in den Bereichen Kognitives Anspruchsniveau, Selbstkompetenz und soziale Integration.
Die Mission der Schule ist nicht Hochleistung ihrer Absolventen, sondern ihr Ziel ist der Ausgleich persönlicher Risiken und die Entwicklung von Selbstvertrauen und Entscheidungsfähigkeit.
Bei den Kindern, die während ihrer Bildungslaufbahn in Risiken geraten, sollten zwei Teilgruppen unterschieden werden:
1. Kinder mit schulunabhängig bestehenden persönlichen Merkmalen wie z.B. aus dem Autismus-Spektrum oder einer Aufmerksamkeitsstörung (primäre Neurotisierung) von
2. Kindern, die durch eine misslingende Anpassung an die schulischen Strukturen eine Deformation ihres Verhaltens entwickeln und entsprechende Auffälligkeiten zeigen (sekundäre Neurotisierung).
Zu beachten ist, dass die Unterscheidung zwischen beiden Gruppen oft schwierig ist, weil die Diagnose eines Störungsbildes zunächst anhand von Verhaltensmerkmalen erfolgt. Es werden also Beobachtungen erhoben, die bei beiden Teilgruppen in gleicher Weise auftreten können. Die weitere Differenzierung erfordert das fachliche Urteil von erfahrenen Diagnostikern. Sie ist wichtig, weil die pädagogische Führung der Kinder aus beiden Teilgruppen unterschiedliche Wege erfordert.
Für die erste Gruppe müssen Umgebungen geschaffen werden, die schützen; für die zweite gilt es, Entwicklungen zu verhindern oder zu kompensieren, die zu der Gefährdung führen.
Grundzüge der pädagogischen Arbeit
1. Leistungsmotivation
Eine auslösende Bedingung für die Gefährdung beider Gruppen betrifft die Voraussetzungen von Leistungsmotivation und damit der Grundlage des schulischen Lernens: Lehrkräfte richten im Allgemeinen ihren Unterricht auf ein Anspruchsniveau aus, das in etwa der mittleren Leistungsfähigkeit ihrer Schülergruppe entspricht. Damit haben die schwächeren Schüler:innen eine Chance und die leistungsfähigen werden herausgefordert. Insofern ist das für die meisten Lerngruppen sinnvoll. -Hochbegabte liegen jedoch außerhalb dieses „Normalbereiches“; das Regelangebot im mittleren Bereich der Gruppe verwehrt ihnen die Herausforderung und damit die Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten (Unterforderung).
Sehr oft durchlaufen hochbegabte Kinder die Grundschule mit guten Noten, ohne sich anzustrengen. Sie rücken in die weiterführende Schule vor ohne die Erfahrungen ihrer Mitschüler, die bereits mit auftretenden Lernproblemen umgehen mussten und Möglichkeiten der Bewältigung gefunden haben („Lernen lernen“). Wenn diese Erfahrungen in der weiterführenden Schule fehlen, wird das bis dahin durchgehaltene Selbstbild des „guten Schülers“ irritiert, mit der Folge von Leistungsangst, Opposition, Störung des Selbstbildes (Identität). Es kommt zu den beschriebenen sekundären Neurotisierungen. Mehr dazu unter diesem Link.
2. Stabilität der Bedingungen
Viele Schüler:innen mit Entwicklungsrisiken haben das Gefühl, dem Geschehen in der Schule ausgeliefert zu sein. Sie erleben ein Defizit an Handlungsmacht und Selbstwirksamkeit. Für sie ist es wichtig, die Struktur ihres Alltags stabil zu halten und ihren Erwartungen eine verlässliche Grundlage zu geben. Wenn alle wissen, wie die Abläufe sind, was sie wann, wie und wo zu tun haben, wie sie mit bestimmten Handlungen bestimmte Wirkungen verlässlich herbeiführen können – wenn diese Bedingungen geboten werden, dann führt das zu Entspannung und zu Wohlbefinden im Alltag.
Anmerkung: Besonders die Schüler:innen im Autismus-Spektrum sind von dieser Forderung betroffen.
3. Innere Differenzierung
3.1 Verbundklassen aus zwei Klassenstufen
In der KPS werden jeweils zwei Jahrgänge in „Stufen“ zusammengefasst und gemeinsam unterrichtet. Die Verweildauer beträgt zwischen einem und drei Jahren. In jedem Jahr rückt eine Teilgruppe in die höhere Stufe vor, während eine neue Teilgruppe aus der niedrigeren Stufe hinzukommt. Damit ist gewährleistet, dass Kinder nicht in völlig unbekannte Gruppen eintreten müssen. Vor allem aber ist gewährleistet, dass eine große Stufe die Chance bietet, sinnvoll zu differenzieren.
Die Stufen haben eine Größe von etwa 50 Schüler:innen, die Differenzierungsgruppen liegen bei maximal 15 bis 18 Schüler:innen.
3.2 Kriterien der Differenzierung
Für alle Schüler:innen einer Stufe wird das gleiche Unterrichtsthema angesetzt, es wird jedoch auf verschiedenen Anspruchsebenen angeboten. Die subjektive Anstrengung der hoch leistungsfähigen Schüler:innen sollte ebenso intensiv sein wie die der geringer leistenden. Jede Gruppe soll das übergreifende Thema auf ihrem jeweiligen Niveau abschließen.
Die Differenzierung der Anspruchsebenen zielt nicht auf Hochleistung, sondern auf realistische Selbsteinschätzung und Sicherheit vor Leistungsangst. Aufgaben, die (subjektiv für jedes Anspruchsniveau) schwierig, aber leistbar sind, geben bei entsprechender Anstrengungsbereitschaft positive Rückmeldung über die eigenen Möglichkeiten. Der regelhaft erfahrbare Zusammenhang von Anstrengung und Erfolg ist die Grundlage für Selbstvertrauen.
Voraussetzung ist für alle Schüler:innen, dass sie zutreffend dem subjektiv passenden Anspruchsniveau zugewiesen werden.
Ergänzende Gesichtspunkte der Gruppenaufteilung sind einfacher zu handhaben und sollten „zwischendurch“ eingesetzt werden: Freundschafts- und Interessengruppen, Arbeitsgemeinschaften und Projekte.
3.3 Kontinierlicher Informationskreislauf
Die Umsetzung der inneren Differenzierung nach Abspruchsniveau setzt voraus, dass diagnostische Informationen über die Schüler:innen vorliegen und sachkundig eingesetzt werden. Für diese Aufgabe hat die KPS ein Kompetenzzentrum mit einem Psychologen, einem Sozialpädagogen und einer Verbindungslehrkraft eingerichtet. Sie geben die Anstöße für die Zuordnung der Schüler:innen zu den Differenzierungsgruppen, die unterrichtenden Lehrkräfte melden ihre Erfahrungen mit den Empfehlungen in den „Monatlichen Kompetenzberichten“ zurück, diese führen wiederum zu einer Revision oder Fortschreibung der Zuordnungen zu den Differenzierungsgruppen usw. – In diesem Kommunikationskreislauf erfolgt die Unterstützung und die Begleitung der individuellen Entwicklung der Schüler.
Die diagnostischen Daten der Schüler:innen liegen außerhalb der Schülerakten im Kompetenzzentrum (u.a. IQ-Test, Ergebnisse psychometrischer Fragebögen, ggf. psychiatrische Gutachten, Jugendamtsberichte usw.).
Innere Differenzierung gemäß dem individuellen Anspruchsniveau eines Schülers sowie deren ständige Fortschreibung in der Kommunikation zwischen Kompetenzzentrum und Lehrerschaft sind die zentralen pädagogischen Einrichtungen der KPS.